1. Ratgeber für Käufer: Der Lebenszyklus des Immobilieneigentums
Der Lebenszyklus des Immobilieneigentums umfasst vier typische Phasen des Eigentums: Vom Erwerb bis zum Verkauf.
a) Akquise
Die Akquisitionsphase ist von entscheidender Bedeutung, da sie den Grundstein für den Erfolg oder Misserfolg einer Investition legt. Gewerbeimmobilien weisen erhebliche Unterschiede auf, von der Lage und dem Ertrag bis hin zur Instandhaltung und Lebensdauer. Daher lohnt es sich, bei der Suche nach einer Immobilie, die Ihren Kriterien entspricht, gewissenhaft vorzugehen. Diese Phase wird als „Akquise“ bezeichnet, obwohl „Research und Matching“ sie noch treffender beschreiben würden.
Zunächst müssen Sie entscheiden, ob Sie eine bestehende CRE-Immobilie kaufen oder sich an der Entwicklung einer neuen Immobilie beteiligen möchten. Die Entwicklung einer Immobilie kann auf lange Sicht mehr Flexibilität und Kontrolle bieten. Sofern Sie keine Erfahrung mitbringen, ist es in der Regel viel einfacher, in eine bestehende Immobilie zu investieren. Entwickler müssen auf zahlreiche unerwartete Fallstricke vorbereitet sein. Andererseits ist das Alter bestehender Immobilien ein nicht zu vernachlässigender Faktor bei der Investition in eine Bestandsimmobilie (mehr dazu im Abschnitt Die Lebensdauer von Gebäuden).
Als Nächstes steht die Finanzierung an (für den Kauf der gesamten Immobilie). Überlegen Sie, was Sie sich leisten können, bevor Sie sich auf die Suche nach der richtigen Immobilie machen. Durch Gespräche mit Bankern und Vermittlern können Sie Einblick in Ihre potenzielle Beleihungsquote (englisch Loan-to-Value oder LTV) und die Aufteilung zwischen Zins- und Kapitalzahlungen erhalten.
Nach der Finanzierung erfolgt die Marktforschung. Welche Städte, Ortschaften und Mieter entsprechen Ihren Kriterien? Möchten Sie an Technologie-Startups im geschäftigen Zürich oder an staatliche Auftragnehmer in Bern vermieten? Welche kurzfristigen und langfristigen Dynamiken spielen eine Rolle? Diese Untersuchung sollte unter Berücksichtigung Ihres angestrebten Nettobetriebseinkommens (NOI) und Ihrer Kapitalrendite (ROI) durchgeführt werden.
Sobald Sie die richtige Immobilie gefunden haben, müssen Sie Verhandlungen mit den Eigentümern aufnehmen. Senden Sie ihnen dazu eine Absichtserklärung oder einen LOI (englisch Letter of Intent) für den Kauf der gesamten Immobilie. Der LOI beschreibt den Zeitplan und die Meilensteine, die zum endgültigen Verkauf führen. Ersteres umfasst die Zeit für die Durchführung einer Due-Diligence-Prüfung verschiedener Faktoren, einschliesslich des physischen Zustands der Immobilie und ihrer Umgebung sowie rechtlicher Aspekte wie Eigentum, Genehmigungen und Zoneneinteilung. Wenn all dies geklärt ist, folgen die endgültigen Verhandlungen, gefolgt von der Underwriting-Analyse und der Vereinbarung mit Ihrer Bank oder Ihrem Vermittler, der Rechtsberatung, dem Vertragsabschluss und letztendlich der Zahlung und der Eigentumsübertragung.
Denken Sie daran: Der Verkaufsprozess besteht aus zahlreichen Schritten und nimmt viel Zeit in Anspruch. Darüber hinaus verläuft jeder Verkauf anders. Ein erfahrener Anwalt kann dafür sorgen, dass alles wesentlich reibungsloser abläuft.
b) Wertsteigerung
Sobald Sie Eigentümer der Immobilie (oder Ihres Anteils an einem Projekt) sind, können Sie Ihre Zeit und Ressourcen darauf verwenden, Möglichkeiten zur Steigerung des Nettobetriebseinkommens (NOI) zu erkunden. Dieser Wertsteigerungsprozess erfordert Massnahmen an beiden Enden des finanziellen Spektrums: Kostensenkung und Ertragssteigerung. Dennoch gibt es in der Regel mehr Spielraum zur Ertragssteigerung als zur Kostensenkung.
Der Ertrag kann durch Optimierungen an der Immobilie gesteigert werden, die die Auslastung erhöhen oder höhere Mieten für bestehende Mieter rechtfertigen. Dies kann von kosmetischen Verbesserungen wie der Modernisierung des Eingangsbereiches und der Landschaftsgestaltung bis hin zu umfassenden Renovierungen reichen, die den Grundriss und die Optik des Gebäudes verändern. Denken Sie daran, dass alle Änderungen sorgfältig mit Ihren Finanzpartnern, Bauunternehmern und bestehenden Mietern geplant werden müssen.
c) Stabilisierung
Nachdem Sie Geld in die Immobilie gesteckt haben, ist es an der Zeit, die Früchte zu ernten und höchstmögliche Rendite zu erzielen. Erreichen lässt sich dies durch eine anhaltend hohe Auslastung und ein Mietpreiswachstum, das der Inflation entspricht oder sie sogar übertrifft. Sorgen Sie zudem für eine hohe Zufriedenheit unter den Mietern und ersetzen Sie schlechte Mieter. Achten Sie auf die Instandhaltung der Immobilie und halten Sie ein wachsames Auge auf den Cashflow, um Anzeichen für Probleme mit der Immobilie zu erkennen.
d) Verkauf
Kein Gebäude hält ewig. Die meisten Investoren erreichen einen Punkt (in der Regel nach etwa 15 bis 20 Jahren), an dem sie ihre Immobilie verkaufen, refinanzieren oder andere Investoren ins Boot holen möchten (sofern sie Eigentümer der gesamten Immobilie sind). Bevor Sie eine Entscheidung treffen, sollten Sie diese Optionen anhand einer gründlichen Analyse unter Berücksichtigung der aktuellen und prognostizierten Renditen sowie der Finanz- und Instandhaltungskosten prüfen. Hat die Immobilie Ihre Wunschrendite bereits erzielt? Wird die zukünftige Rendite tendenziell steigen oder sinken?
Manche Investoren beabsichtigen, ihre Immobilie bereits in der Stabilisierungsphase, sobald sie ihre Zielrendite erreicht haben, zu verkaufen. Andere Anleger ziehen es vor, solange Renditen zu erzielen, bis die Ausgaben (wie Versicherungen, Steuern, Instandhaltung usw.) die Einnahmen (wie Mieteinnahmen) übertreffen. Am besten legen Sie Ihre Ausstiegsstrategie im Voraus fest, damit Sie bereit sind zu handeln, wenn die entsprechenden Bedingungen eintreten.
Wenn der Verkauf der gewählte Weg ist, ist die Beurteilung des Marktzyklus von entscheidender Bedeutung, um potenzielle Wachstumschancen zu nutzen und nicht den Löwenanteil des Wachstums zu verpassen.