Schweizer Wohnimmobilien: Wie ist der Stand der Dinge?
Der Markt hat sich nach einem Schock während der Pandemie schnell erholt, allerdings ist die Nachfrage nach Eigentumswohnungen in der Schweiz im Jahr 2022 bedauerlicherweise wieder auf ein niedriges Niveau gefallen, wie es bereits im Jahr 2020 zu beobachten war. Dieser Rückgang ist auf die Folgen der russischen Invasion in der Ukraine zurückzuführen, die mit einem deutlichen Anstieg der Zinssätze und der Inflation einherging.
Indizes der Schweizer Immobilien-Nachfrage (letzter Datenpunkt: Dezember 2022)
Quelle: Credit Suisse
Der jährliche Zinssatz für eine fünfjährige Hypothek ist in nur einem Jahr von rund 1% auf 2,7% gestiegen. Auch wenn diese Anpassung bescheiden erscheinen mag, sind ihre Auswirkungen, verglichen mit dem historischen Durchschnittszinssatz von 4% für ähnliche langfristige Kredite, erheblich. Im Wesentlichen bedeutete dies, dass die jährlichen Kreditkosten für eine durchschnittliche Eigentumswohnung (4,5 Zimmer) von CHF 8’250 auf CHF 21’380 stiegen.
Für junge Erwachsene bedeutete dies eine extrem hohe, zusätzliche finanzielle Belastung, weil praktisch alle anderen Kosten wie Treibstoff, Essen, Reisen, Unterhaltung usw. ebenfalls gestiegen sind.
Nahrungsmittel-, Energie- und allgemeine Preise in der Schweiz (2015=100, Januar 2003 – Juli 2023)
Quelle: OECD
Der tatsächliche Wert von Eigenheimen verzeichnete jedoch keinen nachhaltigen Rückgang. Stattdessen sank die Wachstumsrate der Preise. Im zweiten Quartal 2023 stiegen die durchschnittlichen Immobilienpreise beispielsweise um 1,2%, blieben aber 2,4% höher als im Vorjahr und beeindruckende 15,9% über dem Stand von Ende 2019.
In diesem Zusammenhang war der Preis und nicht die Bewertung im Jahr 2022 der entscheidende Faktor für potenzielle Käufer auf dem Schweizer Wohnimmobilienmarkt. Dies gilt auch für das Jahr 2023, wobei die Schweiz im Bezug auf das Einkommen die neunthöchsten Immobilienpreise aufweist.
Das Verhältnis zwischen Einkommen und Immobilienpreisen in ausgewählten Ländern weltweit (2015=100, 2. Quartal 2023 oder zuletzt verfügbar)
Quelle: OECD
Für Investoren bedeuten diese Kosten, dass der Kauf von Immobilien zum Zweck der Vermietung trotz der rasant steigenden Nachfrage nicht mehr attraktiv ist. Allerdings könnte der Anstieg der Mietpreise aufgrund des andauernden Einwanderungswachstums zu einem bedeutenden Faktor werden und zu einer Wende des Trends führen.
Infolgedessen beträgt die Rendite von Immobilienanlagen mittlerweile 1,5% weniger als die von 10-jährigen Schweizer Staatsanleihen. Diese Diskrepanz reicht jedoch sicherlich nicht aus, um wartungsintensive Mietimmobilien zu einer attraktiveren Anlage zu machen als „Buy-and-forget“-Obligationen – ganz gleich, ob Staats- oder Unternehmensanleihen.
Angesichts dieser Umstände könnte man davon ausgehen, dass die Preise allmählich und vor allem langfristig sinken. Der Grund dafür, dass dies noch nicht geschehen ist, liegt vor allem am akuten Mangel an Immobilien.