Zusammen leben und zusammen arbeiten – für manche eine schlimme Vorstellung, für andere ein Wunschtraum, für einige Paare ein Gewinn.

Madeleine Fallegger und Alexander Hübner

«Super!», ruft Madeleine Fallegger spontan auf die Frage, wie es sei, mit dem Lebenspartner zu arbeiten. Alexander Hübner, ihr Partner, antwortet ruhig: «Wir haben es sehr gut miteinander.» Für die Beziehung sei die gemeinsame Arbeit sogar förderlich. «Während des Aufbaus eines Unternehmens hat man nicht um 18 Uhr Feierabend. Würde meine Partnerin woanders arbeiten, hätte sie abends wohl andere Bedürfnisse, als einen arbeitenden Partner zu haben.» Seit sechs Jahren sind die beiden ein Paar, 2013 gründeten sie zusammen mit Renato Steiner ihr Unternehmen Le Bijou.

Die Geschäftsidee für Luxuswohnungen mit automatisierten Services stammt von Alexander Hübner. Er ist die treibende Kraft und der risikofreudige Part, obwohl er eher zurückhaltend wirkt. Madeleine Fallegger ist hingegen das Gesicht des Unternehmens in der Öffentlichkeit.

Nicht zuletzt auch aus finanziellen Überlegungen war Fallegger anfänglich nicht begeistert, auch das Berufsleben miteinander zu teilen. Doch die Rollen und Arbeitsinhalte sind aufgrund der unterschiedlichen Charaktere klar verteilt, die Zusammenarbeit ist weniger eng als gedacht. «Klar tauschen wir uns über unsere Ideen aus, wollen die Einschätzung des andern hören, meist im Sinne einer Bestätigung», meint Fallegger. Zeit zum ruhigen Austausch bleibt vor allem in den Abendstunden, beim Nachtessen oder gar in den Ferien.

Regeln, während gewisser Zeiten nicht über das Geschäft zu reden, existieren nicht. «Es gibt aber auch Situationen, in denen man nichts mehr übers Geschäft hören mag. Dann braucht es ein anderes Thema – oder auch einfach mal kein Thema», sagt Hübner. «Was aber kaum vorkommt», witzelt er.

Manchmal sei es nötig, etwas Distanz zum Berufsleben aufzubauen, damit man den Ärger des Tages nicht ins Privatleben trage, betont Fallegger. Hilfreich sei die Erfahrung, weil sie einem mehr Gelassenheit gebe, konkretisiert Hübner. «Und bei Unstimmigkeiten versuchen wir, das Problem so sachlich anzugehen, dass wir es auf einem Formular schildern könnten. Gelingt dies, erweist sich der Konflikt oft als unbedeutend», erklärt Fallegger. Was meistens der Fall ist.

Doch auch wenn es einmal zu einem ernsten Konflikt oder gar einer Trennung kommen sollte, würde das nicht das Aus für die Firma bedeuten. «Wenn wir uns weiterhin gut verstehen, spricht nichts dagegen, zusammen zu arbeiten», meint Hübner. Wer in der Wohnung, die gleich neben den Büroräumen liegt, bleiben würde, ist schon heute geregelt, ebenso eine allfällige Trennung als Geschäftspartner. Beide sind aber zuversichtlich, dass es nicht so weit kommt. «Wir haben schon manche Stresssituation gemeinsam gemeistert, das schweisst zusammen», ist Hübner überzeugt.

Vorgesorgt haben die beiden auch für den Todesfall, damit der überlebende Partner das Unternehmen weiterführen kann. Dazu gehören neben den entsprechenden Versicherungen auch ein Konkubinats Vertrag und ein Testament zu Gunsten des Partners.

Patricia und Marco Brüesch

Ein Testament setzen momentan Patricia und Marco Brüesch auf. Sie ist im gemeinsamen Sanitär- und Heizungsunternehmen für Buchhaltung, Löhne und die Koordination der Servicetermine zuständig. Geschäftsführer Marco Brüesch bezeichnet seine Rolle schmunzelnd als «Mädchen für alles». Auch unternehmerisch sind die Rollen klar verteilt: Er geht eher Risiken ein, die aber – wie er sagt – kalkulierbar sein müssen; sie bremst eher ab oder setzt sich für eine weniger riskante Variante ein. Gleichzeitig ist Patricia Brüesch die temperamentvollere, während er der ruhende Pol ist. Dies zeigt sich auch im Umgang mit Ärger, der sie ab und zu auch im Privatleben beschäftigt, während er Ärgerliches an der Wohnungstür abstreift. «Das hat vielleicht auch mit dem Alter zu tun, man wird gelassener und distanzierter, ohne das Problem weniger ernst zu nehmen», meint Marco Brüesch.

Umgekehrt den privaten Ärger ins Berufsleben zu tragen, geht gar nicht. «Wir erwarten von den Mitarbeitenden, dass sie Beruf und Privates trennen, also gilt das auch für uns», betont Patricia Brüesch und neckt: «Wenn Marco trotzdem mal brummelt, wirkt ein Stück Schokolade Wunder.» Damit dicke Luft gar nicht erst entsteht, haben die beiden die Abmachung, Kritik beruflich wie privat sofort, aber sachlich anzubringen, damit aus einem kleinen Problem gar nicht erst ein grosses entstehen kann.

Eine Regel, im Privaten das Geschäft auszuklammern, existiert für sie nicht. «Auch wer nicht zusammen arbeitet, erzählt zuhause von seinem Arbeitstag, das ist normal», relativiert Patricia Brüesch. «Es kann zudem ein Vorteil sein, zuhause in aller Ruhe ein Problem oder die Weiterentwicklung des Unternehmens besprechen zu können», schiebt Marco Brüesch nach.

Zusammen zu arbeiten, ist für sie kein Problem, bemerken sie. «Die Beziehung wird dadurch nicht schwieriger», beurteilt es Marco Brüesch, «und wir kennen es nicht anders.» Sie betrachte ihn aber nicht nur als ihren Mann, sondern auch als ihren Chef, beschreibt Patricia Brüesch ihr Empfinden im Arbeitsalltag.

«Sobald wir aber in der Wohnung sind, ist er nicht mehr mein Chef», fügt sie mit Nachdruck an. «Das Wichtigste ist, dass man sich gegenseitig respektiert», fasst er das gemeinsame Leben und Arbeiten zusammen.

Die Habermachers

Zusammenarbeitende Paare gibt es in der Bäckerei Habermacher viele. Vorgemacht haben es die Eltern Werner und Margrit Habermacher, ihnen gleich tun es Tochter Beatrice mit ihrem Mann Daniel und Sohn Marcel mit seiner Frau Michelle. Kennengelernt haben sich alle ausserhalb des Arbeitsplatzes, die wachsende Bäckerei bot aber allen passende Arbeitsmöglichkeiten.

Die Aufgaben sind klar zugeteilt, kein Paar arbeitet im selben Bereich. Zudem sind in der Backstube, den Verkaufsläden und den Cafés die Arbeitszeiten sehr unterschiedlich. Das geht so weit, dass Werner und Margrit Habermacher, er in der Backstube und sie im Verkauf und als Springerin, kaum mehr gemeinsam essen können. Das bedeutet aber auch, dass Ärger aus dem Berufsleben gar nicht ins Privatleben getragen wird; jeder muss ihn auf seine Weise alleine verarbeiten. Das Privatleben leide auch, weil sie oberhalb des Hauptladens wohnen und so die Angehörigen jederzeit in die Wohnung kommen, beschreibt Werner Habermacher die Situation.

Die jüngere Generation achtet besser darauf, Berufs- und Privatleben zu trennen. Michelle und Marcel Habermacher sprechen zwar auch zuhause über Geschäftliches, doch es stört beide nicht. Beatrice und Daniel Habermacher versuchen, die beiden Lebensbereiche nicht zu vermischen. «Ganz zu vermeiden ist es aber nicht», wirft Daniel Habermacher ein, «als Sieben-Tage-Betrieb muss man manchmal zuhause etwas organisieren.»

Beim gemeinsamen Nachtessen sind aber die Kinder und die Organisation der kommenden Tage das wichtigste Thema. Klar nehme man belastende Ereignisse des Tages in Gedanken nach Hause, doch er brauche nicht darüber zu reden, während sie schon öfter mal «Dampf» ablassen müsse.

Umgekehrt solle Privates privat bleiben, meint Beatrice Habermacher bestimmt. Dies ist allerdings auch nicht schwer, denn die beiden sind sich kaum uneins – es sei denn, die Risikofreude geht mit Daniel wieder einmal durch. In unternehmerischer Hinsicht würde er gerne alles ausprobieren, bemerkt er schmunzelnd. «Wenn es nicht klappt, dann man damit wieder aufhören», beschreibt er seine Haltung. Die gemeinsame Arbeit beschreiben sie als bereichernd, weil die Möglichkeit besteht, die Arbeitszeit selbst zu organisieren: «So können wir die freien Tage gemeinsam verbringen und so auch das Privatleben pflegen », berichten die beiden strahlend.

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Quelle: Meine Firma, Das KMU-Magazin der AXA Winterthur,

https://www.axa.ch/de/unternehmenskunden/angebote/wissen/kundenmagazin.html

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