Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Rücksicht auf die Natur sind Themen, die in den letzten zehn Jahren bei Anlegern stark an Bedeutung gewonnen haben. Überraschend ist diese Entwicklung nicht, denn wir befinden uns inmitten einer beispiellosen Krise des Artensterbens, die tausendmal schneller stattfindet als in der Vergangenheit – eine der vielen alarmierenden Auswirkungen des Klimawandels. Die globale Erwärmung spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle und hat Staats- und Regierungschefs dazu veranlasst, Massnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel einzudämmen oder sogar zu stoppen.

Die Unterzeichnung des Pariser Abkommens, das eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C bis zum Ende dieses Jahrhunderts anstrebt, war ein wichtiger Meilenstein bei diesem Vorhaben. Die bisherigen Fortschritte bei der Erreichung dieses Ziels sind jedoch enttäuschend: Laut Bloomberg beträgt die Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel innerhalb der gesetzten Frist zu erreichen, lediglich 14%.

Countries have a 14% chance of keeping global warming below 1.5C even in the most optimistic scenario where all net-zero pledges are met.
– Bloomberg

Doch wie so oft, wenn sich die Massnahmen von Regierungen als unzureichend erweisen, haben die Menschen begonnen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Heutzutage bevorzugen Konsumenten tendenziell umweltbewusste Unternehmen und Produkte. Dies gilt insbesondere für die Generation Z, die dafür bekannt ist, Produkte und Unternehmen zu unterstützen, die ihren Werten entsprechen. Nachhaltigkeit ist für viele von ihnen ein entscheidender Faktor.

Ein oft übersehener Sektor in der Debatte um Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein sind Immobilien. Nach Angaben des World Green Building Council ist dieser Sektor schätzungsweise für etwa 40% des Energieverbrauchs und 36% der CO₂-Emissionen in der EU verantwortlich. Infolgedessen haben Regierungen ihre Aufmerksamkeit zunehmend auf den Immobiliensektor gerichtet, neue Richtlinien eingeführt und aufkommende Trends unterstützt, die auf nachhaltigere Bauweise, Designs und Funktionen abzielen.

Wegen ihres beträchtlichen Umfangs und ihres erheblichen Beitrags zum CO₂-Ausstoss sind nachhaltige Immobilien von entscheidender Bedeutung für eine grünere Zukunft. Glücklicherweise gibt es bereits viele vorhandene Lösungen und Ansätze.

Die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft – die Idee dahinter

In der heutigen Welt gibt es verschiedene Definitionen von nachhaltiger Entwicklung. Eine der bekanntesten Definitionen stammt aus dem einflussreichen Brundtland-Bericht der Vereinten Nationen:

[...] development that meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.
– Brundtland-Bericht

Angesichts der enormen Menge an Ressourcen, die der Bausektor verbraucht, und der durch ihn verursachten Treibhausgasemissionen ist es offensichtlich, dass die Branche die oben genannte Definition zur nachhaltigen Entwicklung nicht erfüllt.

Wie können Immobilien nachhaltig sein?

Damit Immobilien als nachhaltig gelten, müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Die Wahl der Baumaterialien ist von entscheidender Bedeutung. Die Verwendung von Materialien mit geringerem Kohlenstoffgehalt ist dringend erforderlich, da die Bauindustrie derzeit für 37% der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich ist.

Bei der Entwicklung neuer Gebäude sollten die Maximierung des natürlichen Lichts und der Luftzirkulation sowie der Erhalt von Grünflächen im Fokus stehen. Dadurch wird nicht nur das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bewohner gefördert, sondern auch die Energieeffizienz des Gebäudes optimiert.

We must start [...] rebuilding our cities around energy efficiency and human needs, rather than around the car and wasted energy.
– Jay Inslee, ein US-amerikanischer Politiker, Anwalt und Ökonom

Neben der Priorisierung der Energieeffizienz ist auch die Art der eingesetzten Energie von grosser Bedeutung. Erneuerbare Energiequellen müssen im Vordergrund stehen, um den CO₂-Ausstoss zu reduzieren und Immobilien nachhaltig zu gestalten. Dies lässt sich mit der Wahl von oder der Umrüstung auf sauberere Alternativen mit erneuerbaren Energiequellen wie Heizsysteme mit Wärmepumpen und der Installation von Photovoltaikanlagen auf den Dächern von Gebäuden erreichen.

Die Einführung neuer Technologien im Immobilienbereich kann einen symbiotischen Effekt auf die Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien haben. Ein Paradebeispiel dafür ist die Umsetzung moderner Mobilitätskonzepte wie die Integration von Ladestationen für Elektrofahrzeuge und Carsharing-Lösungen.

In Kombination erleichtern diese Konzepte den Bewohnern den Umstieg auf Elektrofahrzeuge und wirken sich doppelt auf die Nachhaltigkeit aus, weil sie die Gesamtzahl der benötigten Fahrzeuge reduzieren.

Die Zukunft nachhaltiger Immobilien

Im ersten Teil dieses Artikels haben wir uns damit beschäftigt, warum nachhaltige Immobilien gut für die Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung im Allgemeinen sind. Neben diesen unbestrittenen Vorteilen bieten nachhaltige Immobilien aber auch attraktive Chancen für Investoren.

Die Zahl der Privatpersonen und Unternehmen, die in nachhaltige Immobilien investieren, ist in den letzten Jahren rasant gestiegen. Dieser Trend überrascht nicht, wenn man bedenkt, dass manche Prognosen den Marktumfang für grüne Gebäude bis zum Jahr 2032 auf über USD 1,1 Billionen schätzen und im Prognosezeitraum von einer jährlichen Wachstumsrate von 9,5% ausgehen.

 

Prognose zur Grösse des Marktes für grüne Gebäude von 2022 bis 2032 (in USD Milliarden)
Quelle: Precedence Research

Die International Finance Corporation (IFC), ein Mitglied der Weltbankgruppe, veröffentlichte im Jahr 2019 einen ausführlichen Bericht über grüne Gebäude, in dem diese als eine der vielversprechendsten Investitionsmöglichkeiten des kommenden Jahrzehnts identifiziert wurden, mit einer prognostizierten Beschleunigung dieses Trends bis 2030.

Laut einer Studie des World Green Building Council ermöglichen grüne Gebäude mit einer Amortisationszeit von nur drei bis fünf Jahren im Laufe ihrer Lebensdauer eine Energieeinsparung von 25 bis 35% und eine Wassereinsparung von bis zu 39% im Vergleich zu herkömmlichen Immobilien. Darüber hinaus geben ein Drittel der Eigentümer und Projektentwickler grüner Immobilien an, dass ihre „grünen Vermögenswerte“ 10% mehr wert sind als herkömmliche Immobilien.

Dadurch können Käufer und Investoren mit niedrigeren Nebenkosten rechnen, was zu höheren Nettobetriebserträgen führt und bis zu 10% höhere Mieten sowie höhere Wiederverkaufswerte im Vergleich zu herkömmlichen Immobilien zulässt.

Nachhaltige Regierungsinitiativen verändern den Schweizer Immobilienmarkt

Die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Immobilien und das damit verbundene Potenzial für höhere Kapitalrenditen sind nicht zu übersehen. Aber auch die Regierungspolitik spielt eine wichtige Rolle. Obwohl die Bemühungen der Regierung zur Bekämpfung der globalen Erwärmung nach wie vor unzureichend sind, bedeutet dies nicht, dass nichts unternommen wird oder keine Auswirkungen zu verzeichnen sind.

Im Juni 2023 stimmte die Schweiz für das Klima- und Innovationsgesetz und ergänzte damit bestehende Initiativen. Ziel ist es, bis 2050 Klimaneutralität in der Schweiz zu erreichen. Ein zentraler Aspekt dieser Gesetzgebung ist die Reduzierung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe. Dies wird beispielsweise durch den Austausch ineffizienter Heizungssysteme durch nachhaltigere Lösungen wie Wärmepumpen gefördert.

Schätzungen zufolge sind Heizungen in der Schweiz für rund 40% des Energieverbrauchs und 25% der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Der Austausch ineffizienter Systeme, die auf fossile Brennstoffe angewiesen sind, mit nachhaltigeren Systemen ist für das Erreichen der ehrgeizigen globalen Klimaziele daher unerlässlich. Das Klima- und Innovationsgesetz sieht vor, dass in den nächsten zehn Jahren jährlich bis zu CHF 200 Millionen zusätzliche Mittel für die Entwicklung und Einführung nachhaltiger Technologien bereitgestellt werden.

Wer diesen Paradigmenwechsel ignoriert, riskiert nicht nur entgangene Renditen für Immobilieninvestoren, sondern könnte bei Massnahmen der Regierungen zur Einhaltung bestimmter Nachhaltigkeitsstandards bei Gebäuden sogar Verluste erleiden. Hinzu kommt, dass ältere Gebäude, deren CO₂-Fussabdruck nicht reduziert wird, bereits in 5 Jahren an Wert verlieren können. Es ist daher absolut unerlässlich, sich diesem Trend anzuschliessen.

Fazit

Auf den ersten Blick mag der Übergang zu mehr Nachhaltigkeit im Immobiliensektor kostspielig erscheinen. In Wahrheit überschätzen die Anleger jedoch häufig die Umstellungskosten und vernachlässigen die Chance der Kosteneinsparung, die ihnen durch die Nichtbeachtung dieses Trends entgehen. Bestimmten Schätzungen zufolge sind die Ausgaben für grüne Gebäude im Durchschnitt nur 2% höher als die für herkömmliche Immobilien. Dabei sind mögliche Subventionen sowie die höheren Mieten und Immobilienwerte, die mit grünen Immobilien verbunden sind, noch gar nicht eingerechnet.

Investieren beginnenInvestieren Sie  Buchen Sie einen AnrufRufen Sie an.  Jetzt teilnehmenAnwenden